ich freue mich sehr, dass du dir die zeit nimmst, meinen blog zu besuchen. kritisches und lobendes, anregungen, ergänzungen und diskussionen sind willkommen!

mein dank gehört allen, die diese kleine insel in meinem alltag unterstützen!

Montag, 22. August 2011

charlotte roche: schossgebete

es liegt mir fern, hier über das neue buch von charlotte roche zu schreiben. inhaltlich, meine ich. 
nicht, weil ich beim schreiben rot würde. viel mehr, weil schon gefühlte 43'799 menschen über dieses buch geschrieben haben und keine zeitung, keine zeitschrift, keine literatursendung, die mir zufällig oder unzufällig vor die augen getreten sind, "schossgebete" unbeachtet liessen. 
charlotte roche im interview, charlotte roche auf titelseiten, überall charlotte roche. 


es war eine wohltat, dass sich michèle roten im "das magazin" nicht auch noch in einer kritik oder in einem interview versucht hat. ihre gedanken zum buch hat sie stattdessen in form von vielsagenden notizen veröffentlicht.
das war wirklich spannender, als all die anstrengenden artikeln von literaturkritikern mit ihren (immergleichen) fragen: ist das (pop-)literatur? ist es pure selbstdarstellung? kann die frau was? darf man das? 


pah! wenn man so viele bücher verkauft und das zweite buch so hohe wellen wirft wie "schossgebete", dann kann man sicher schon mal was. sich verkaufen, tabuisierte themen genüsslich breittreten, über sex schreiben, provozieren.
in meinen augen hat sie noch ganz viele andere kunstvolle eigenschaften und fähigkeiten. zum beispiel eine präzise sprache, die nicht langweilig wird. eine ausgeprägte reflexionsfähigkeit. die gabe, gefühle so zu umschreiben, dass sie bei lesen spürbar werden. 


um es in michèle rotens worten zu sagen: 

  • "es ist ein qualitätsmerkmal eines buches, wenn man ständig an leute denken muss, denen man es schenken möchte. ist bei dem sehr so."
  • "an solchen stellen zeigt sich, was roche wirklich kann: so zu schreiben, dass es schamlos ehrlich wirkt. jetzt klar: das ist ein buch, das man gut findet, weil man so oft etwas liest, was man selber denkt. oder nicht zu denken wagt, aber würde, könnte man."
  • "können eigentlich auch menschen gute bücher schreiben, die ein normales leben haben, ohne grosse tragödien?"
(der ganze artikel von michèle roten erschien am 20. august 2011 in "das magazin", der beilage vom "tagesanzeiger" und "der bund")

für mich steht fest: ich werde auch ein drittes roche-buch lesen. falls sie noch was zu sagen hat.


Donnerstag, 11. August 2011

mercedes

heute abend, rückkehr aus dem marzili mit M und dem boppi. 


das boppi hinten auf meinem velo, plappernd. in der sulgenau steht die ampel auf rot. mein rechter fuss stützt sich auf den rand des trottoirs, ich schaue mich etwas um. viel lärm - die strasse ist gefüllt mit menschen auf füssen und an lenkrädern, ein tram quietscht. 
seitlich links, dicht neben-hinter mir ist ein starker bass zu hören, untermalt mit nicht definierbar tönendem. es klingt nach samstagnacht. das boppi bewegt sich im sitz, ich spüre es deutlich. ich drehe mich um und sehe ein strahlendes, glotzendes kindergesicht und gleich daneben ein winkendes händchen. 


mein kind wird doch wohl nicht mit elektronischen beats flirten?! 


mein blick wandert zum auto. zwei braungebrannte latinoköpfe äugen zum fenster heraus. der fahrer etwas nach vorne gebeugt, damit er das boppi hinter mir besser sehen und sein zauberhaftestes grinsen aus dem säuberlich rasierten ziegenbärtchen formen kann. die rolexhand winkt und die hand des co-piloten tut es ihr gleich; die drei strahlen sich an. ein letztes mal wird auf das boppi gezeigt, dann wird die ampel grün und der mercedes fährt mit lautem getöse los. schon bald glitzern nur noch die teuren felgen und ein schwarzes, sauber poliertes etwas flitzt davon...


ich bin nicht besonders stolz darauf, wenn mein kind angequatscht, angegrabscht oder mit güetzi überhäuft wird. es rührt mich aber ganz besonders, wenn zwei junge, durchgestylte typen im fetten auto sich eine rote-ampel-länge zeit nehmen, meinem kind die warterei zu versüssen. die grimassen, bei denen ihnen fast die sonnenbrille vom kopf auf die nase gerutscht wäre (wo sie ja eigentlich auch hingehört), schienen wirklich echt.


und ich denke über vorurteile nach.

Sonntag, 7. August 2011

mein sommer 2011

alle beschweren sich über schlechtes wetter. mein sommer war bisher...
  • erfrischend (ja!): weil es nichts besseres gibt, als sich nach einer sonnigen fahrradtour auf dem land in der aare treiben zu lassen. (weniger erfrischend war die vermeintliche hunderettungsaktion und die gelungene herzinfarktprävention der dazugehörenden hundebesitzerin.)
  • süss: immer wieder hochgelobt, soll sie auch hier ihren platz bekommen, die gelateria di berna (http://www.gelateriadiberna.ch/) - am gemütlichsten mit M und ohne kind! besonders empfehlenswert: mango, schokolade, pistache
  • häuslich: was kommt nach beruf, beziehung, kind? eben.
  • belesen: mein kind wird älter und damit auch die gelegenheiten! zur zeit peter stamm, "seerücken".
  • planend: ein (schreib-)projekt nähert sich - mit ihm auch eine zahl.
  • kinderfreundlich: in diesem sommer fand ich es ausserordentlich wunderbar, mit einem kind unterwegs zu sein! 
  • vorfeudig: mad men ab 15. august im schweizer fernsehen! wie werden sofatreue schweizerinnen und schweizer darauf reagieren? 
  • stolz: M hat eine 6 tägige wanderung gemacht; sie folgte der kantonsgrenze bern/luzern und endete auf dem brienzer rothorn. applaus!
und übrigens: bei schlechtem wetter kann man ins museum oder kino gehen, leute besuchen, den ganzen morgen im pyjama bleiben und lesen, spiele spielen, in die ikea fahren, filme schauen, aufwendig kochen, aufräumen, draussen in pfützen hüpfen! so what?

die arroganz der mütter

liebe bettina weber


in anderen texten haben sie mich schon unglaublich genervt. aber in diesem hier werfen sie doch ganz interessante fragen auf...
http://blog.derbund.ch/mamablog/index.php/18397/best-of-mamablog-die-arroganz-der-mutter/

Dienstag, 31. Mai 2011

die spinne ("maman" von louise bourgeois (1911-2010))

nachdem sich bernerinnen und berner mit ihren dates seit jahren beim loebegge getroffen hatten, ist dies nun aus der mode gekommen.

so schnell gehts, liebe frau loeb, und schon reichen die aufwendigen schaufenster ("jöööö!! chüngeli!") nicht mehr, um dem sbb-treffpunkt mitten im (kühlen) bahnhof den ersten rang streitig zu machen.

dazu muss vielleicht noch erwähnt werden, dass sich die meisten bernerinnen und berner sowieso nicht beim loebegge treffen. das tun sie nur mit von-auswärts-kommenden, agglomenschen, oder verwandten, die sich mal in die stadt trauen.
routinierte bernerinnen und berner vereinbaren andere orte als treffpunkt; orte, an denen man nicht inmitten von umhereilenden pendlermenschen und sich-treffenden-freundinnen verschiedensten alters rumsteht und sein date vor lauter wortwechseln nicht mehr sieht.

"halloooo - wie gehts?" - "suuuper! bin ich zu spät?" - "neinnein, kein problem! ich habe mir in den 10 minuten, in denen ich hier rumstand, überlegt, dass wir als erstes in den loeb könnten. ich brauche einige dinge und im loeb findet man gerade alles unter einem dach!" - "suuuper, ich komme gerne mit!"
ja, frau loeb, tolle geschäftsidee, so einen loebegge zu haben!

und nun läuft ihnen ausgerechnet eine spinne den rang ab. es gibt keinen besseren ort, um sich zu treffen, als bei dieser spinne!
sie steht in riesiger eleganz auf dem bundesplatz. in ihrer ganzen grösse wirkt sie zutraulich. sobald man aus einer der umliegenden gassen kommt, sieht man sie. verarbredet man sich bei einem ihrer beine, kann man sich kaum verfehlen (ausser, man ist sich bei deren nummerierung nicht einig). beim warten auf den anderen kann man ein wirklich grossartiges kunstwerk bewundern. beim treffen mit dem anderen hat man sofort ein gesprächsthema.

ich finde es grossartig, dass kunst in den strassen berns seinen platz findet. am letzten samstag verweilte ich bei der spinne, um mir die reaktionen der menschen anzusehen und anzuhören. es gab keinen, der an der spinne achtlos vorbeiging. sie provozierte reaktionen aller art, war bewegend, überraschend, irritierend, nahm raum ein.
eine frau mit kleinkind an der hand sprach in ihr handy: "ich bin bei der spinne! du weisst schon... ja genau! in 5 minuten hier, gut, bis dann!"

schade, wird "maman" am 7. juni wieder abgebaut. den loebegge wirds freuen.


p.s. fotos der aufstellarbeiten und ein paar informationen unter:
http://www.derbund.ch/bern/Die-monumentale-Spinne-steht/story/25728728

Montag, 30. Mai 2011

bärner märit

als kind gehörte es zu den highlights jeder ferien im ausland, auf den dortigen markt zu gehen.

als erwachsene ist der markt (sprich: märit) mein lieblingseinkaufsort geworden.
der einkauf auf dem märit vereinigt für mich feriengefühl, gesundheitsbewusstsein und bestes einkaufserlebnis. in aller regel werde ich zudem bestens unterhalten!

beispielsweise so:
ein früchtestand, es wimmelt von erdbeeren. endlich hat das warten auf die richtigen schweizer erdbeeren ein ende! das bereits gekaufte gemüse stelle ich auf den boden und schaue mich nach einem schönen körbli um (paradox! denn im gegensatz zu jenen in migros und coop sind diese erdbeeren hier allesamt reif, süss und umwerfend).
ein älteres paar gesellt sich zu mir. sie, bemüht nett: "schaust du dich dort drüben nach einem schönen köbli um?" er, zögernd: "hm." ich grinse vor mich hin (insbesondere deshalb, weil jede einzelne erdbeere vor uns strahlt und es einfach nichts, gar nichts auszulesen gibt). sie (zu mir): "tja, man muss sie einspannen!" ich, annehmend, dass sie die männer im allgemeinen und den ihren - erdbeeren beobachtend - im besonderen meint, antworte: "oh, exgüsé! ich habe eigentlich nicht deswegen gelacht!" er - unter druck, da er noch nicht das schönste gefunden hat (wie auch?) - sagt vorsichtig: "schaust du bei dir drüben?" und sie: "nein, nein! du liest aus, ich bezahle!" ich bin erleichtert, als sie in mein lachen einsteigt und also der ganze druck des erdbeeren-auslesens nur ironischerweise auf den schultern ihres mannes lastet. er, in jämmerlichem tonfall, aber jetzt auch schüchtern grinsend: "da sehen sie, unter welcher anspannung ich erdbeeren auslesen muss! das kann ja gar nicht gut kommen!"
ich bezahle meine nicht-ausgelesenen erdbeeren und die beiden tun dies einige augenblicke später auch. als ich vom stand wegschlendere beisse ich in eine erdbeere und bin entzückt.

biogemüse. frischestes frisch.
schweizer früchte, oft aus der region.
brot von meinem liebingsbäcker, an einem marktstand mit einem jungen mann, der oft langsam bedient und falsch rechnet.
käse... degustation inbegriffen. einen reifen gruyère, bitte.
blumen. frische, wilde schnittblumen. viele verschiedene kräuter, einige, von denen ich noch nie gehört habe. balkonpflanzen... und beratung dazu!
unterhaltung, nette begegnungen. zeit.

der bärner märit ist zu meiner lieblingsbeschäftigung am samstagmorgen geworden. wenn möglich an jedem samstag, nicht nur in den ferien.

p.s. der bärner märit im internet: http://www.bernerwochenmarkt.ch/index.html

Montag, 9. Mai 2011

sandkastenliebe

unser käfer ...äh boppi... ist nun definitiv im sandkastenalter angelangt.

es stellen sich dabei neue fragen:

- muss ich mit anderen müttern sprechen, während mein kind mit ihren kindern im selben öffentlichen sandkasten spielt?
- auch wenn sie mir unsympathisch sind?
(naja, die zweite frage entsteht hier durch mein höflichkeitsgefühl während den übelegungen zur ersten frage. nicht, dass deren antwort für mich eindeutig wäre...)
- darf mein kind fremdes spielzeug brauchen?
- muss ich dies jeweils anstelle meines kindes fragen, weil ihm seine sprachentwicklung dies nicht ermöglicht?
- müsste ich auch dann fragen, wenn die sprachentwicklung nicht im wege stünde?
- wen muss ich fragen: das kind, dem das spielzeug gekauft wurde oder die person, die das plastikteil gekauft und verschenkt hat?
- in wievielen prozent aller augenblicke während des sandkastenaufenthalts muss ich mein kind in seinen sinneserfahrungen und seinen motorischen fähigkeiten fördern?
- darf ich eine zeitung dabei haben?
- darf ich zwischendurch auf die überschriften der zeitungsartikeln schielen, diese entziffern und mir dann den inhalt des artikels während der beobachtung meines kleinkindes zusammenreimen?
- darf ich über gelangweilte väter lachen?
- in welchem alter muss mein kind eine sandburg bauen können, damit es als normal gilt?
- wieviele katzen und füchse und marder und mäuse haben sich jemals im sandkasten versäubert?
(schlechte frage. schliesslich wird der sandkasten pflichtbewusst zugedeckt. immer.)
- was ist das wahre geheimnis des sandelens?

das boppi kommt nun vom mittagsschlaf. ich freue mich, mit ihm zum sandkasten am waldrand zu spazieren und ihn dort glücklich im sand buddeln zu sehen. ich werde im halbschatten den unglaublich sommerlichen nachmittag geniessen. vielleicht treffe ich die nette junge mutter aus meinem quartier. wenn nicht, schaue ich, was die anderen kinder so draufhaben. oder lausche den vögeln im wald.
die heutige zeitung habe ich bereits gelesen.

p.s. matto kämpf, der mich zum lachen, staunen und denken bringt, hat sich ebenfalls dem sandkastenthema gewidmet - unbedingt lesen!: http://blog.derbund.ch/mamablog/index.php/16185/die-sandkasten-files/

boppi

in vielen schweizer dialekten gibt es spezifische, wunderbare wörter für wunderbare dinge. noch selten aber bin ich so unerwartet zu einem mir bisher unbekanntem wort gekommen - es fiel mit letzte woche buchstäblich vor die füsse.

M und ich verbrachten eine woche in den bündner bergen am julierpass. dort wanderten wir von mulegns ins val faller hinauf - eine bezaubernde hochebene mit einem kleinen valserdorf, das allerdings nur im sommer bewohnt wird.
wir waren bereits eine stunde lang unterwegs, steil aufwärts auf einem fahrsträsschen. M schob den kinderwagen tapfer den berg hinauf und der käfer schlief schon ein beachtlichen stück lang vor sich hin. niemandem waren wir bisher begegnet. da hörten wir ein näher kommendes motorengeräusch. es war ein "aebi" (die firma, die diese landwirtschaftsfahrzeuge herstellt, gibt ihnen meines wissens auch den namen), beladen mit mist.

im aebi drin sass ein alter bauer, sonnengebräunt und auch sonst viele spuren des bergbauerlebens und der sommermonate auf der alp im gesicht. nur zögerlich lehnte er aus dem bereits geöffneten fenster hinaus; umso kraftvoller kam seine frage und das anschliessende lachen:

"sölli ds boppi grad mitneh?"

seine liebevolle, jedoch rauhe männerstimme im bündner singsang und dieser so treffende ausdruck für unser bübchen, schlafend im kinderwagen, lassen mich vermuten, dass ich mit grosser freude einen neuen begriff in mein vokabular aufnehmen werde.
müsste man pro neues wort im aktiven wortschatz immer ein altes streichen, ich wüsste, welches.

Dienstag, 15. März 2011

erfrischend

es gibt immer wieder worte, die urplötzlich aus dem nichts auftauchen und dann in allen zusammenhängen gebraucht und missbraucht werden.
(ich meine nicht begriffe der jugendlichen - deren ausdrücke und redewendungen gleichen sowieso geheimsprachen, sobald man selbst seit drei jahren oder mehr als erwachsen gilt.)
(ich meine freilich auch nicht worte, die richtig (?) neu erfunden werden wie das verb "facebooken".)

ich denke vielmehr an worte, die es zwar schon immer gab, die aber plötzlich ihres unauffälligen daseins beraubt und zu richtigen popsternchen der wortspielereien aufsteigen.
ich spreche von worten, die aus dem bermudadreieck hervorgeschwemmt werden, aus einer ecke herunterfallen oder sostwie unter die menschen gebracht werden und sich nach ihrer implantation in unseren sprachgebrauch niedersetzen und ausbreiten.
ich weiss nicht woher sie kommen und ich weiss nicht, wer sie uns injiziert.

ein solches beispiel ist das wort erfrischend.

es war vor drei oder vier jahren im sommer, als plötzlich getränke und selten auch speisen (insbesondere solche mit minze) als erfrischend galten. es gehörte zum guten ton, etwas zu loben und es erfrischend zu finden. vielleicht war es auch eine verlegenheitslösung, weil die selbstgemachte bowle der nachbarin nach nichts schmeckte oder man den caffè freddo in der annahme bestellte, einen kafi schnaps zu bekommen und sich der freddo als eiswürfel herausstellte. wie auch immer, in jenem sommer war es noch erträglich.
es folgten dann die jahre einer ständigen zunahme des wortes erfrischend. farben von vorhängen waren erfrischend, brautkleider waren erfrischend, salat war erfrischend, eine tv-sendung war erfrischend, joggen war erfrischend, düfte waren erfrischend (natürlich!), desserts waren erfrischend (und wie! die fettesten cremes! so erfrischend!)... erfrischend machte die runde.

mit zunehmender erfrischung wuchs meine verwunderung. wie konne das geschehen? wie war "erfrischend" in unser leben getreten? wer hatte begonnen, es in - bei längerem hinsehen - nicht nachvollziehbaren zusammenhängen zu sagen? und könnte es gelingen, selber einen solchen hype zu starten mit einem anderen wort? ... wie wäre es zum beispiel mit "seicht"?

heute abend erreichte mein kopfschütteln über das wort "erfrischend" einen nie zuvor erreichten radius. schreibt doch nicht steven schneider seiner schreiber in der coop-zeitung, ihre mongolischen rennmäuse seien "ganz erfrischende tierchen".
arrrgh, igitt. das war einfach nur seicht!

Montag, 14. März 2011

bern II - ein montagmorgen in der innenstadt

ein grosser vorteil der bezahlten teilzeitarbeit ist die verlängerung des wochenendes bis zum dienstagmorgen.

der vorteil besteht insbesondere darin, den wochenbeginn nach eigenem gusto zu gestalten - unter berücksichtigung der käferlaune, des käferhungers und des käferschlafes natülich. nun gut, unter berücksichtigung des käfers im allgemeinen lässt sich der wochenbeginn jedenfals ein stückweit gestalten, den gusto streichen wir: eigener gusto.

nachdem der käfer von der ersten wachen minute an nach abwechslung heischend gespielt und gegessen hatte, waren die interessanten spielsachen und die interessanten teile des frühstücks um 8.30 uhr schon verbraucht.
bewaffnet mit einkaufsliste und kinderwagen, ging ich durch die morgendliche frühlingssonne in die innenstadt. ein herrlicher tag!

bern ist eine wunderbare montagmorgenstadt (vergleiche habe ich natürlich keine)!
die läden waren noch geschlossen. ich ging mit meinem take-away-kaffee durch die lauben. die zertretenen konfetti am boden zeugten vom vergangenen wochenende. laster fuhren vor, brachten ware für die woche und holten abfall. menschen auf fahrrädern waren auf dem weg zur arbeit. menschen zu fuss waren auf dem weg zur arbeit - sie, im gegensatz zu mir, mit strengem, etwas mürrischen schritt. einige alte mit seniler bettflucht waren auf dem weg zum kaffeekränzchen im migros-restaurant.

es schlug 9.00 uhr. ich schob den kinderwagen in den ersten laden, über glänzende böden, an kartonschachteln vorbei. frauen bückten sich und holten dinge aus den kartons, legten sie auf regale, rückten sie zurecht. eine mitarbeiterin verbrachte gefühlte 5 minuten damit, eine hippe einkaufstasche auf einem regal zu präsentieren. an der kasse fluchte eine junge frau, überschminkt, wohl müde vom wochenende. sie kämpfte mit kassenzettel und verhedderte ihren schmuck darin. eine andere konnte mir keine auskunft darüber geben, ob es in einer anderen filiale derselben warenhauskette eine grössere auswahl des von mir gesuchten gäbe. da müsse ich selbst schauen gehen. als würde ich mich von ihr hetzen lassen...

später dann ein weiterer beweis, dass es montagorgen war: ein junger typ, beim geldautomaten nr. 2 anstehend, obwohl nr. 1 und nr. 3 frei und funktionstüchtig waren. auch er hatte wohl noch konfetti im kopf.
dann eilten die ersten arbeitenden hektisch durch die kaffeepause - rasch einkaufend und kaffee trinkend kreuzten sie meinen weg, um wieder zurück an ihre computer zu gelangen.

ich schlenderte weiter. es war entzückend! der käfer plauderte zufrieden vor sich hin und wurde nur dann unruhig, als ich für ihn in der frühlingsmode wühlte (die abneigung neuen kleidern gegenüber scheint zu meinem leidwesen genetisch veranlagt zu sein).

dann hatte der käfer die ehre, einen überteuerten keks von georges clooney angeboten zu bekommen während seine mama kaffee degustierte ("wollen sie noch einen kaffee degustieren?" fragen die künstlichen kaffeespezialistinnen jeweils, nachdem sie mir für einige gramm kaffee in schöner verpackung sehr viel geld abgenommen haben. "nein, ich will mir nur den kaffee sparen, den ich um diese tageszeit sonst trinke! den kann ich mir angesichts ihres überteuerten produktes nämlich nicht im café nebenan leisten." eine solche antwort sparte ich mir für schlechtere tage. also degustierte ich.). den keks lehnte ich aber dankend ab.

als der käfer schlief, machte ich pause und gönnte mir den besten frischgepressten orangensaft der stadt.

als ich später mit einigen einkäufen, einem wachen aber bald hungrigen kind auf dem weg zur bushaltestelle war, um nach hause zu gehen. wurden die menschen unangenehmer und deutlich zahlreicher als am morgen. sie sprachen nicht miteinander. sie liefen kreuz und quer. sie starrten. sie hatten hunger und assen schreckliche dinge aus verpackungen mit grossen bissen. die woche hatte begonnen.

die moral von der geschichte? keine.
die woche beginnt eigentlich erst am montagmittag.
mein wochenstart ist gelungen. auch dank bern, montäglich erwachend.

Montag, 7. März 2011

nanosammeltrip

"möchten sie die nanos?" - "ja, gerne, danke!".
da habe ich sie. knisternde verpackung, verheissungsvoller inhalt, der ein ploppendes geräusch von sich gibt.

natürlich würde ich dem käfer, wäre er schon älter, verbieten, sich von der nanomania anstecken zu lassen, die dinger zu sammeln, in der kita zu tauschen. natürlich würde ich, wäre er schon älter, mich nicht von ihm drängen lassen, möglichst immer in den nano-laden anstatt in den geschirrmärkli-laden einkaufen zu gehen. natürlich würde ich, wäre er schon älter, nicht an einem bestimmten tag einen bestimmten betrag ausgeben um den kreativsten aller spezialnanos zu kriegen. natürlich würde mein käfer das verstehen und sich mit anderen spielsachen beschäftigen.
natürlich.

in den letzten wochen habe ich bei jedem einkauf im nano-laden "ja, gerne, danke!" gesagt und die dinger eingesteckt. für mein gottemeitschi und ihre geschwister. die sind in einem alter, in denen man bestimmt sowas sammelt, dachte ich.
heute sammelte ich nun alle gesammelten nanos in der küche und in meinen handtaschen ein, um sie für das nächste treffen mit dem gottemeitschi bereit zu legen. sie waren alle noch einzeln verpackt.
es juckte mich unter den fingernägeln - wie viele ich wohl hatte? sollte ich sie auspacken?

natürlich tat ich es nicht. der käfer räumte die knister-nanos aus dem kleinen sack aus und wieder ein, schüttelte sie und warf sie um sich. zum glück hatte ich der verpackung widerstehen können! meine gedanken kreisten um die geschichten rund um die verschluckten nanos (die sendung kassensturz sei hier besonders erwähnt; stets zur stelle, wenn es darum geht, ängste und ärger zu schüren.).

und wie ich so dasass und den spielenden käfer betrachtete, wie er nichts ahnend mit den verpackten nanos spielte, überkam mich einmal mehr eine wut über diese geschäftsidee. die geschäftsidee, via kindersammeltrip zum nanosammeltrip zu mehr umsatz zu gelangen, ist ethisch schlicht verwerflich!

Ms kommentar zur nanomania: "ich würde das zeugs mit unserem kind schon nur deshalb sammeln, weil ich selber der sammlertyp bin!"
und da war sie, meine zukunfts(horror)vision:
(fünf jahre später) wir zwei, bis in die nacht hinein darüber streitend, ob wir nun am folgenden tag für mindestens 750.- franken einkaufen gehen sollten, um den letzten von 138 punkten zu sammeln, der uns berechtigen würde, nach dem ferngesteuerten helikopter und dem ferngesteuerten polizeiauto auch noch den ferngesteuerten kran (made in china) abzuholen.

natürlich würde ich mich in diesem streit durchsetzen. natürlich würde M meine argumentation nachvollziehen können und vernünftig werden. natürlich würden wir gut damit leben können, die punktekarte kurz vor der ziellinie nicht voll gekriegt zu haben. natürlich würden wir dem sechsjährigen käfer gut erklären können, wieso er den ferngesteuerten kran nicht bekommt, von dem im kindergarten alle schwärmen.
natürlich.

p.s. sehr lesenswert zum thema nanosammeltrip ist jeannette kusters text im mamablog: http://blog.derbund.ch/mamablog/index.php/15362/die-plastikpillen-sucht/

Sonntag, 6. März 2011

frühling

es ist frühling, daran besteht kein winziger zweifel.
  • auf dem spielplatz beim wald in unserer nähe hatte es heute nachmittag alte menschen auf parkbänken, mittelalterliche auf dem spaziergang und kinder auf der schaukel. die hunde streunten, die vögel pfiffen und zwei familien spielten gegeneinander kubb (infos unter http://de.wikipedia.org/wiki/Kubb - ein wirklich tolles spiel!).
  • der käfer ist fröhlicher denn je.
  • während der halben stunde, die ich heute nachmittag lesend auf unserem windgeschützten balkon verbracht habe, war mir angenehm warm. ich trug einen pullover.
  • in den warenhäusern gibt es grüne, gelbe und orange dekorationen für die wohnugstür.
  • als ich letzte woche verschlief, merkte ich dies daran, dass es schon hell war, als ich erwachte.
  • der käfer konnte heute zum ersten mal dreirad fahren. ... gestossen werden.
  • die regale leuchten rot; erdbeeren aus spanien.
  • die ständeratsersatzwahl für den sitz von simonetta sommaruga wurde im zweiten wahlgang entschieden.
  • ich denke mir aus, auf welchen spielplätzen der käfer bald spielen wird.
  • ich überlege mir ernsthaft, die fenster zu putzen!
  • ich habe peter stamms "ungefähre landschaft" glücklicherweise zu ende gelesen. es ist ein winterbuch, das porträt einer jungen frau, die nördlich des polarkreises lebt. das beschriebene dorf mit seiner drei monate andauernder dunkelzeit hätte so gar nicht in diesen wunderbaren frühlingsanfang gepasst! ob es da bereits wieder heller ist?
und woran merken andere menschen in anderen leben, dass es frühling ist?

Sonntag, 27. Februar 2011

davor

genau heute vor einem jahr hätte der käfer zur welt kommen sollen. in der fachsprache nennt sich dieses datum "errechneter geburtstermin". ein solches datum entsteht ziemlich zufällig, wenn man bedenkt, dass weibliche zyklen nicht ganz so regelmässig wie mondphasen sind - jedenfalls meiner ist das nicht. dann werden auf einem ultraschallcomputermessgerät zwei punkte fixiert - irgendwo am ende und am anfang eines kleinen crevettchens, das acht wochen alt in einer fruchtblase schwimmt. die verbindung der zwei punkte misst dann eine grösse, die wiederum aufschluss über das genaue (taggenaue!?) alter des crevettchens gibt.
geht man dann von 40 wochen schwangerschaft aus, errechnet sich ein geburtstermin in weiter ferne.

der langen ausführung kurzer sinn: der geburtstermin des käfers war der 27. februar 2010 (da das geburtsjahr des käfers kein schaltjahr war, erübrigte sich die frage, ob er ein glücklicher oder unglücklicher am-29.-februar-geborener werden könnte).

es war ein sonniger tag, wenn doch ein kalter. es war samstag und wir hatten den auftrag, uns in unserem geburtsspital einen termin für eine untersuchung geben zu lassen. die tatsache, dass man dort anrief, um zu fragen, um welche uhrzeit die anwesenden hebammen wohl gerade zeit finden würden, um mich und die käferherztöne zu untersuchen, suggerierte, dass in diesen räumen dinge vor sich gingen, auf die auch M und ich sehnlichst und doch auch etwas ängstlich warteten.

wir bekamen einen termin am späten morgen. es schienen an diesem tag keine mittagskinder erwartet zu werden. und doch war mir etwas mulmig zumute auf dieser gebärstation. wann würde ich hier selber schreien? wie würde das unvorhersehbare realität werden?

wir hielten uns eine stunde in diesen räumlichkeiten auf. 20 minuten lang zeigten die käferherztöne ein gesundes, entspanntes auf und ab. 20 minuten lang zeigte meine gebärmutter bei den messungen, dass sie nicht im geringsten an eine geburt dachte. von wegen errechneter geburtstermin...

ein nettes hebammengespräch und gebärsaalluftschnuppern später kamen M und ich glücklich aus dem gebärsaal heraus. es war eine ausserordentlich nette hebamme gewesen, ein richtiges bärnermeitschi, das sehr pragamatisch und humorvoll mit unserer situation umzugehen wusste. sie war nicht einfach nett, sie machte uns zuversichtlich und gut gelaunt. wir wussten nun, dass es unserem kind gut ging. wir hatten eines dieser kleinen babybettchen gsehen, in dem unser neugeborenes bald liegen würde. und wenn ich an alles dachte, was vor dem "danach" kommen würde, war ich eigentlich auch nicht unglücklich, dass der käfer noch etwas drinblieb und ich ohne schmerzen wieder an die sonne treten konnte.

wir spazierten dann durchs quartier - ich in gemässigtem tempo. wir gingen zu freunden, um babykleider abzuholen und kuchen zu essen. wir gingen in die apotheke, um uns den wehentee mischen zu lassen, den uns die hebamme empfohlen hatte. und wir machten noch einige andere nebensächliche dinge.
rückblickend ist das "davor" ein beinahe nicht beschreibbarer zustand. wir sprachen von vorfreude, von bald-nicht-mehr-warten-können. aber worauf?

die spannenden tage "davor" machten die furcht vor der geburt erträglich, ja, die sehnsucht überrollte die furcht sogar. wir dachten nicht daran, was alles schwierig werden könnte. wir dachten kaum darüber nach, was danach sein würde.
der käfer sollte einfach kommen. schliesslich war es sein termin!

als die liebe hebamme vom hebammengespräch drei tage später zu ihrem nachmittagsdienst erschien, kam sie in unseren gebärsaal und sagte vorwurfsvoll-grinsend: "jetzt hättet ihr also auch noch gerade warten können, bis ich zu arbeiten beginne!!"

Mittwoch, 16. Februar 2011

von metzgern und anderen entwicklungsschritten

nach entwicklungspsychologisch womöglich wichtigen, für uns erwachsenen jedoch unwahrscheinlich anstrengenden wochen mit dem käfer ist am heutigen - anonsten nebensächlichen - tag etwas erwähnenswertes geschehen.

wenn ein kind zur welt kommt, oder eigentlich auch bereits, wenn es im mamabauch heranwächst, werden viele daten erhoben. grösse, lage (im bauch), gelbstich, blutzucker und vieles anderes. die datenerhebung setzt sich dann auf freiwilliger basis fort - als pflichtbewusste mama kann man das heben des kopfes, das erste mal greifen nach der kaffeetasse und das erste gesagte wort (also öuöuö) mit datum erfassen.
später machen die kinder dann sowas ja selbständig in diesen "meine freunde"-bücher, die in der klasse herumgereicht werden. 
lieblingsessen: ketchup mit hörnli
lieblingsserie: spongebob
lieblingstier: ameisli (aber nicht die roten)
undsoweiter.
in dieser kategorie der datenerhebung ist unser käfer ja nun doch noch nicht ganz angelangt. wir stecken eher noch bei den freiwilligen notizen fest, in denen die mama wichtige ereignisse mit datum erfasst.

nun ja. der käfer wird in zwei wochen jährig und für mich als seine mama schwang bei diesem ereignis dann doch das bewusstsein mit, dass wir nun nicht mehr für ein winziges, sondern fortan für ein kleines menschlein sorgen werden. ein kleines kleinkind sei das dann halt - so wäre ich das thema entspannt mit der ersten kerze auf dem geburtstagskuchen angegangen.
2. märz 2011: von nun an kleinkind.

aber am heutigen tag - zwei wochen zu früh - beschloss ein anonymer, netter mann, mittelalterlich und vielleicht mit blutflecken an der schürze, dass er es sein sollte, der den tag bestimmt, an dem der käfer in eine neue phase seines noch frischen leben eintreten sollte.
nichts ahnend ging M, den käfer vor sich hinschiebend, in die quartiermetzgerei einer doch eher ruhigen, womöglich überalterten wohngegend. der metzgermeister - die blutverschmierten, kräftigen hände an der zuvor weissen schürze abputzend, bekam beim anblick der beiden fleischliebenden herren einen sanften gesichtsausdruck. nachdem M seinen einkauf bezahlt hatte, erklang sie, die entscheidende frage: "ist er schon gross genug, um ein scheibchen wurst zu bekommen?"
M bejahte und so schnitt der metzger dem kleinen käfer das erste stück lyoner seines lebens ab.
und der glückliche kleine käfer ass das scheibchen mit grossem genuss.

erste lyonerscheibe vom metzger erhalten: 16. februar 2011

Samstag, 22. Januar 2011

"du machst die wäsche?!"

"du machst die wäsche?!" eine frage, gesagt von einer frau, nicht meiner generation angehörend, gefragt an einer kleinen familienfeier. es war der geburtstagsapéro einer person, die nicht eine der protagonisten dieser geschichte ist.

die frage richtete sich an M, der sich lauthals darüber ärgerte, dass der kellerraum, der uns zum trocknen der gewaschenen kleidung zur verfügung stand, viel zu klein war und es uns vom vermieter verboten worden war, das kleine vorhandene fensterchen zu öffnen, das der trocknung unserer wäsche tendenziell gut getan hätte. (um der ganzen tragik von Ms ärgernis rechnung zu tragen, soll hier erwähnt sein, dass es eigentlich die tochter des vermieters war, die das fensteröffnen verboten hatte. es kämen katzen ins haus und seien dann eingesperrt, war ihre begründung. völliger humbug; in einem haus, in dem jeden tag jemand den keller betritt, um die kleider - nicht zum trocknen, leider - aufzuhängen, stirbt bestimmt keine katze.)
(an dieser stelle muss auch noch kurz erwähnt werden, dass sich diese geschichte vor mehreren jahren ereignet hat, lange bevor wir unsere jetzige wohnung in einem mietshaus mit sensationellem trocknungsraum (viiiel platz und obendrein ein secomat!) bezogen haben.

nun gut. die frage richtete sich an den verärgerten M, der als antwort kurz darüber auskunft gab, wie wir unsere haushaltsarbeiten aufgeteilt hätten. dann gab er seinem ärger neuerlich luft und liess in seinen geschichten unsere damaligen vermieter für kurze zeit zu fiesen, uneinsichtigen monstern aufleben.

ich meinerseits hatte die betonung der frage der frau, die nicht meiner generation angehört, noch im ohr...
sie hatte sich keinesfalls danach erkundigen wollen, welche tätigkeiten im haushalt denn ich übernommen hätte und warum denn gerade M das wäsche-ämtli innehabe, wenn er sich doch so furchtbar über die nicht trocknende wäsche ärgern müsse. nein, darauf hatte ihre frage nicht abgezielt!
vielmehr lag der frage eine überraschung, eine belustigung zugrunde. eine überraschung vielleicht, dass sich im leben eines paars die möglichkeit eröffnen könnte, dass der männliche teil - in unserem falle M - nicht nach getaner arbeit in der weiten, gefährlichen welt ins nest zurückkehre, das der weibliche teil - in unserem falle ich - für ihn auf grosszügige weise gemütlich eingerichtet und gepflegt hätte  (inklusive seiner kleider versteht sich).

natürlich hatte diese frau wenige kontakte zu urban lebenden paaren meiner generation. natürlich hatte sie noch nicht viel von jungen frauen wie mir gehört, die selber kaum haushalten konnten und darin keinesfalls eine erfüllung erkennen würden. natürlich hatte sie beim stellen ihrer frage nicht in betracht gezogen, dass M vor unserer beziehung jahrelang alleine gewohnt hatte und dabei stets in saubere, selbstgewaschene kleider gekleidet war. (diese kleider an dieser stelle näher zu umschreiben - darauf möchte ich doch lieber verzichten. Ms modebewusstsein lässt manchmal wünsche offen.) sie hatte ebenso vor dem fragen nicht daran gedacht, dass M und ich jeden tag unserer arbeit nachgingen und es zu unserem alltag gehörte, den haushalt nebenbei mehr schlecht als recht zu verrichten und dieses übel möglichst gerecht aufzuteilen. (selbstverständlich führten diese versuche zu regelmässigen sich inhaltlich wiederholenden diskussionen über die perfekte aufteilung.)

in mir machte sich ein beruhigendes gefühl breit. ich hatte einen mann an meiner seite, der ähnliche bis gleiche vorstellungen vom leben als paar hatte. der sich nicht in der rolle des ernährers, versorgers sah, und mich in der rolle der ihn umsorgenden hausfrau. ein mann, der definitiv besser kochen konnte als ich und ohne zu meckern den siphon putzte, wenn es nötig war.

was ist aus uns geworden?
beide helfen, den karren zu ziehen. beide ziehen ihn, manchmal nicht gleichzeitig, manchmal auch nicht in dieselbe richtung. der haushalt läuft mehr schlecht als recht. bei mir hinterlässt dies ein schlechtes gewissen, M kann viel pragmatischer damit umgehen. das führt zu diskussionen.
dass wir uns nie in die klassischen mann-/frau-rollen begeben haben, hat viele gründe. manchmal wär es einfacher gewesen, besonders seit der käfergeburt - klare aufteilungen, klare verantwortlichkeiten. aber würden M und der käfer so selbstverständlich tage gemeinsam verbringen, wie sie es durch unsere rollenteilung tun? (M hasst die frage "hast du heute papi-tag?", zu recht, finde ich. nein, er betreut sein kind, annähernd gleich oft wie die mama des kindes. man könnte auch gleich noch nach der wäsche fragen...). würde der käfer seinen vater gleich umfassend wahrnehmen, wäre dieser montags bis freitags ausser haus? und was würde aus mir, ich haushaltsfaule, herausforderungsuchende, nach abwechslung heischende junge mutter?

seit kurzem unterstützt uns eine nette frau im haushalt. sie macht diese ungeliebten putzarbeiten, derentwegen wir möglicherweise mehr gestritten haben als wir wohl energie gebraucht hätten, sie rasch zu erledigen.
eine putzfrau zu haben, war die logische folge unseres doppelten doppelbelastungslebens. M arbeitet und bertreut den käfer. ich arbeite und betreue den käfer. manchmal brauchen wir zeit als paar. und manchmal brauchen wir zeit, jeder für sich.

in der übrigen zeit machen wir die wäsche, heute gerade gemeinsam.

Freitag, 21. Januar 2011

der käfer ist krank

früher - noch käferlos - war es aufallend, auf welche art eltern von ihren kranken kindern berichteten. ich konnte das damals nicht so einordnen; dachte an besondere aufmerksamkeit und schlafarme nächte.

der käfer war schon öfters krank, dazwischen in der regel erkältet. M und ich gehen mit husten und schnupfen schon einigermassen routiniert um und verbreiten im bekanntenkreis bereits tipps, wie eine daraus möglicherweise ernstehende mittelohrentzündung verhindert werden kann - was den käfer nicht daran hinderte, bereits zweimal an ebendieser zu erkranken.

nun ist der käfer seit drei tagen krank. magendarminfekt.
der arme kerl! er schläft viel und wenn er wach ist, reichen seine kräfte kaum fürs spielen, höchst selten für ein lächeln und schon gar nicht fürs essen. er sitzt dann zusammengekauert auf meinem schoss, lehnt sich an mich und dämmert mit dem nuggi im mund vor sich hin - manchmal unterbrochen von einem herzzerreissenden wimmern oder einem schlückchen wasser...

der käfer muss erschöpft sein. zuerst das fieber, die nun seit drei tagen fast vollkommen fehlende nahrung, der durchfall.
M muss erschöpft sein. während des zweiten - heftigsten - tages von käfers kranksein war er mit ihm zu hause, am dritten tag entlastete er abends mich. und heute morgen kehrt er krank von der arbeit zurück - ihm ist schlecht, wen wunderts.
auch ich bin erschöpft. es ist nicht die zusätzliche aufmerksamkeit, die der käfer braucht und auch nicht die schlafarmen nächte (der käfer schläft glücklicherweise trotz kranksein gut!). es ist der anblick meines leidenden kindes, das spüren des schlaffen, etwas magerer gewordenen körperleins, das hören seines wimmerns, das nicht-erklären-können und das nicht-mit-ihm-tauschen-können, was mich sämtlicher energie beraubt.

gute - schnelle! - besserung, lieber käfer!

Donnerstag, 20. Januar 2011

kino

bei wikipedia wird kino wie folgt umschrieben:
"das kino - auch lichtspieltheater, lichtspielhaus oder filmtheater genannt - ist ein aufführungsbetrieb für alle arten von filmen. manchmal steht der begriff auch für die filmkunst oder für das erlebnis des ins-kino-gehens."

genau.
und ich liebe es, ins kino zu gehen.
  • kino ist wie bücher lesen, nur viel schneller.
  • es gibt einige wenige minuten vor filmbeginn, in denen das umschauen nach den anderen menschen im saal etwas über den film selber aussagen kann.
  • es gibt popcorn (ausser im kino movie in bern, und das ist wirklich unbegreiflich!)
  • vorbereitend filmkritiken zu lesen, ist unterhaltsam und gleichzeitig häufig überflüssig.
  • kinosessel sind manchmal bequem (zum beispiel im kino camera) und manchmal fürchterlich unbequem (zum beispiel kino cinemastar, das mittlerweile aber geschlossen wurde - nicht aufgrund der unbequemen sesseln). früher besonders empfehlenswert für verschmuste paare in einem schlecht besuchten film: kino splendid, da konnten die armlehnen nach oben gedrückt werden - sofastimmung! leider wurde auch dieses kino geschlossen; daran schuld waren - wer hätte es gedacht? - die verliebten auf dem sofa.
  • a propos kino für verliebte! ein ganz besonderes erlebnis beschert einem ein kino in wetzikon im zürcher oberland: da gibt es spezialangebote für paare, zwei eintritte und eine riesige tüte popcorn fast gratis. die päärli-sitze sind dann echte sofas in der hintersten reihe - was heisst hier reihe? einzelne sofas stehen, geschmückt mit einem tischchen in diskret-geeignetem abstand zueinander zuhinterst im kinosaal! (M und ich profitierten von diesem angebot ein einziges mal während des jahres, in dem er in wetzikon wohnte. ich wage zu behaupten, dass es unser zweiter jahrestag war. den film erwähne ich hier nicht; eine absehbare liebesgeschichte mit den üblichen umwegen - hollywoodunterhaltung tut machmal auch gut!)
  • ich gehe grundsätzlich ins kino, um den film zu schauen und nicht, um mich körperlich M anzunähern.
  • ich stolpere immer wieder über die frage, wieso ich nicht öfters alleine ins kino gehe. wie wichtig sind die drei sätze, die man vor dem film und in der pause mit seiner kinoverarbredung austauschen kann? sind es die 10 sätze nach dem film über den film, die notwendig sind? kann man alleine schlechter mit einem film umgehen als mit 13 sätzen? ist ein gemeinsames erlebnis schlicht wertvoller als ein allein genossenes? und wieso schaue ich dann zu hause alleine einen film? ginge man alleine ins kino, müsste man natürlich damit umgehen können, alleine im eingangsbereich herumzulungern, von einem bein auf das andere tretend. aber es bliebe viele wertvolle zeit für punkt 2 in meiner auflistung! und eigentlich kann peinliches alleine-sein immer gut mit wc-besuch(en), handygebrauch und zeitung lesen überbrückt werden...
  • dass kino ist wie bücher lesen, nur viel schneller, habe ich ernst gemeint. bücher klappen auf und enthalten eine andere, vieleicht verwandte, bekannte, fremde oder gemischte welt und lassen einem verschieden tief in diese welt eintauchen (abhängig von der qualität des buches und von leserabhängigen faktoren). kino kann das gleiche. förderliche begebenheiten sind zudem: vorfreude, die eingeplante zeit, die dunkelheit im kinosaal, die stille im kinosaal (hoffentlich!), die grösse des bildes, die filmkunst an und für sich und - davon bin ich überzeugt - der beginn und das ende des filmes. ein filmbeginn kann so vieles!! (das fällt zu hause viel weniger auf, weil noch rasch die warmen socken geholt werden). ein unglaublicher filmbeginn diese woche gesehen in tom tykwers "drei" - eine wucht!!

bern I

heute morgen überschwemmt mich mein heimatliches bern-gefühl... mit genuss habe ich den text "Der Zürcher an und für sich, sein Wesen und geistiges Sein" gelesen. im bewusstsein, dass nur über andere lacht, wer selber nicht perfekt ist (siehe mein hinweis zum kulturellen nicht-programm in der stadt bern im post "ein abend zu zweit"). und doch, bern ist mir nach dieser lektüre noch gerade einmal etwas perfekter erschienen!

viel spass!

An- und Bemerkungen: Der Zürcher an und für sich, sein Wesen und geisti...: "Der Zürcher. Zürich. Eine Weltstadt! Oder? Die Altstadt, das eigentliche Zürich, hat man zu Fuss in 5 Minuten durchquert. Der Rest best..."

Sonntag, 16. Januar 2011

ein abend zu zweit

gestern abend gingen M und ich weg.

was nach entspannung, abwechslung und zweisamkeit klingt, war zeitweise harte arbeit.
wir hatten für den käfer dessen grossmutter bestellt; zuverlässig und käfermotiviert traf sie bereits am späten nachmittag ein. unsere absicht war es, in der frühen abendvorstellung unsere zu weihnachten geschenkt bekommenen kinogutscheine zu nutzen und danach klein und fein essen zu gehen.

so selten gemeinsame abende ausserhalb unserer wohnung geworden sind, so durchdacht und vorbereitet müssen sie dann sein!
besonders anstrengend und zeitintensiv war die phase nach der feststellung, dass M sich nicht für denselben kinofilm interessiert wie ich. was tun? kinderlos und kinogängig, wie ich früher gewesen war, hätte ich mich wohl ihm zuliebe auf eine jolie actionunterhaltung eingelassen. doch den gemeinsamen kinobesuch, das wurde uns vor der käfergeburt eingetrichtert, muss nun besonders genossen sein. ergo muss der film etwas hergeben und vor allem auf beiden wunschlisten gestanden haben.
also suchten wir im internet nach lösungen. die gab es nicht!
nach dem kinoprogramm studierten wir das theaterprogramm. nach dem theaterprogramm (keine tickets mehr) studierten wir das angebot an vorträgen, konzerten, ausstellungen. das galeriewochenende entsprach nicht unserer vorstellung von zweisamkeit (was hätte es uns gebracht, mit zu vielen menschen weisswein trinkend ein paar zufällige blicke auf bilder zu erhaschen?). es fanden keine vorträge statt und denjenigen über yoga hatten wir schon verpasst (hätte um halb 11 uhr morgens stattgefunden).
es war nichts los! bern war schläfrig, januarverlocht, langweilig - zum ersten mal hätte ich einem zürcher beigepflichtet, wäre einer da gewesen.

es konnte doch nicht wahr sein! wir hatten einen langen, zweisamen abend vor uns; der konnte doch keinesfalls daran scheitern, dass wir uns nicht auf einen film einigen würden?!
gerade, als ich beschlossen hatte, dass wir uns einen laaangen, mehrgängigen restaurantbesuch einstellen werden (was so falsch auch nicht sein konnte), schaute ich mir nochmals - wieso eigentlich? - das kinoprogramm an. da entdeckte ich einen klassischen kompromissfilm; nicht viel versprechend, aber neugierig machend. nicht mein wunschfilm, aber einer, den ich gerne sehen wollte. als ich M fragte, wieso er ihn ausgeschlagen hatte, sagte der, das habe er gar nicht. und so einigten wir uns - plötzlich unkompliziert und beidseitig mit kleiner gewordenen ansprüchen - auf "small world", eine verfilmung meines liebsten suter-romans.

was war geschehen? hatten wir gar nie über den film diskutiert? hatten wir ihn, am ende der seite stehend, übersehen? war ich davon ausgegangen, dass M ablehnen würde und hatte ihn daher gar nicht ins Auge gefasst?
diese fragen werden ungeklärt bleiben.

geklärt ist jedoch, dass abende zu zweit einem enormen erwartungsdruck ausgesetzt sind; einerseits, weil das leben als paar doch so gepflegt sein will (fundament der familie, aha!) und andererseits der seltenheit wegen.
doch eigentlich ist das nicht wichtig. erwartungsdruck führt wohl kaum dazu, dass man den tollsten aller filme zusammen schaut, den ganzen abend tiefgründige diskussionen führt und sich dazwischen gegenseitig zum lachen bringt.

das leben als paar lässt sich im alltag, zu hause, mit kleinen dingen und einzelnen augenblicken pflegen. und die seltenheit von abenden zu zweit im ausgang führt zu erwartungen, die man minder hätte, wären diese abende häufiger.

nun gut, dann lassen wir sie häufiger werden!

p.s. der film war gut und vor allem gut gemacht (was bei der umsetzung einer romanverfilmung gründlich misslingen könnte). die schauspielerische leistung von gérard depardieu ist brillant, finde ich. ich mochte ihn als koni sehr.
das anschliessende abendessen im 'le carrousel' in der länggasse war klein und fein und unglaublich gemütlich.
bei der rückfahrt mit tram und bus ereignete sich... naja... ein weiteres missverständnis zwischen M und mir. aber auch dieses verlief glimpflich und wir kamen entspannt und zweisam zum schlafenden käfer zurück.

Dienstag, 4. Januar 2011

finsteres glück

heute morgen war am himmel eine partielle sonnenfinsternis zu sehen.

ich konnte dieses spektakel nicht geniessen. dies lag nicht daran, dass ich arbeiten musste (ich hatte nämlich in der znüni-pause gut gelegenheit, mir die zeit dafür zu nehmen) und auch nicht daran, dass das wetter nicht mitmachte (der himmel über bern war nur teilweise wolkig).
dass ich das spektakel nicht geniessen konnte, lag daran, dass ich vor einigen tagen lukas hartmanns roman "finsteres glück" gelesen habe, in dem die sonnenfinsternis eine zentrale rolle spielt.

was hat mich dieses buch bewegt! aufgeregt! frustriert!

mich über grosse schriftsteller und ihre (wahrscheinlich grossen) bücher zu beklagen, soll hier nicht zur gewohnheit werden. ich mag es wohl nicht, wenn mir in büchern zuviel gesagt und zu wenig zugetraut wird... gemischt mit konstrukten, die einen tick zu unnätürlich erscheinen, lassen sie in mir den wunsch aufkommen, solche bücher in den nächsten öffentlichen abfalleimer zu werfen.
wieso ich das buch trotzdem zu ende gelesen habe? es liess mich nicht los, hielt sich hartnäckig in meinen gedanken, wollte zu ende gelesen werden. und es ist zudem das ausgewählte buch für das nächste treffen unserer literaturfrauengruppe vom kommenden freitag.

heute mittag, die partielle sonnenfinsternis war bereits vorüber, erhielt ich eine sms einer literaturgruppefrau und kritischen vielleserin - sie ihrerseits ganz begeistert vom buch. ich schrieb entsetzt zurück!
dann nahm ich meinen kaffee und nahm mir einige augenblicke zeit, zum fenster hinaus in das graue wolkendach zu schauen und dem buch einige gedankenfäden zu widmen.

wann hat ein buch zum letzten mal so viel gekonnt? kinofilmmässige unterhaltung bieten, ambivalente gefühle hervorrufen und mich so stark einbeziehen, dass die figuren des buches mir ständig wieder begegnen - das war - beim weiteren betrachten der grauen wolken wurde dies immer deutlicher - ein unglaubliches buch!

versöhnt mit dem buch - obwohl mich gedanken daran weiterhin nervös bis wütend machen - freue ich mich nun auf den austausch in der frauenrunde am freitag!

p.s. soeben auf der homepage von lukas hartmann entedeckt: "Anna annA" - eines meiner liebsten lesebücher aus der kindheit! die existenz des buches hatte ich vollkommen vergessen - nun kommt mir gerade die ganze (kopier-)geschichte von anna in den sinn.
ihre bücher machen spass, herr hartmann!

Sonntag, 2. Januar 2011

10 monate käfer

heute vor 10 monaten begann das leben des käfers ausserhalb.

das leben mit ihm ist wundervoll. und heute erlebten wir mit ihm einen besonders wundervollen tag, einen fürs album (falls sich da gefühle einkleben lassen).

unter anderem geschah dies:
zu seiner verwunderung gelang es ihm, sich - noch sitzend - an den händen seiner mama oder seines papas zu halten und sich hinauf zu ziehen bis er - wacklig und etwas ungelenk zwar - auf seinen füssen stand.
selbstverständlich! das ist überhaupt nichts besonderes in seinem alter; dieses kunststück würde es in keiner castingshow der welt in die zweite runde schaffen.

aber für mich als käfermama war die freude des käfers über das gelungene kunststück das highlight des wochenendes!
er strahlte bereits über das ganze gesicht, wenn er die hingestreckten erwachsenenenhände sah. dann ergriff er sie und kicherte gepresst, weil die anstrengung dem aufstehen galt. erst einmal stehend, lachte er glucksend in die runde, sich stets versichernd, dass beide eltern das gelungene registriert und seinen stolz darüber sahen...

dieses kleine menschlein lag vor 10 monaten schläfrig gekrümmt in meinem arm, wollte nähe und nahrung, sonst nichts.
jetzt spielt er selbständig, entdeckt die kleine käferwelt und immer mehr auch seine eigenen fähigkeiten. ist stolz, wenn etwas gelingt, ist frustriert, wenn es misslingt. er erinnert sich an dinge, denen er zwei wochen nicht mehr begegnet ist und versteht immer mehr dinge, die ich ihm sage.

lieber käfer, es waren überraschende, abwechslungsreiche, anstrengende, lustige, schlaflose, emotionale, stolz machende und unglaublich unterhaltsame 10 monate mit dir!!!

das ende des jahres

es ist schon erstaunlich, wie ein gewöhnlicher jahreswechsel vor sich geht. am ende eines jahres wird es dunkel, die tage werden trübe, alle rennen umher und kaufen, was ihnen in die arme fällt. dann bereiten sie aufwendige speisen für bescheidene gäste (da meistens familienangehörige) vor. sie essen und trinken, als gingen sie danach in den winterschlaf.

(die weihnachtsfestereien gestalten sich selbstverständlich sehr unterschiedlich - in meinem fall dauerten sie 56 stunden und fanden an drei unterschiedlichen orten statt.)

im grunde genommen sollte dies doch das ende sein!
man könnte sich voll(fr)essen, sich beschenken, einander gutes tun, im gleichen atemzug alles gute und nur das beste und überhaupt alles wünschen und voilà - die sache wäre im kasten.

aber unser kalender sieht etwas anderes vor. es gibt einen 27., einen 28., einen 29. und einen 30. dezember! dann erst, nach vier qualvollen tagen, kommt der letzte tag des jahres, nach vier tagen, in denen die ganze aufgebaute spannng in sich zusammen fällt, die resten der weihnachtsgerichte immer mehr nach kühlschrank riechen und sich mancher nur deshalb aus dem haus wagt, weil der konsum weitergeht - winterausverkauf sei dank.

M und ich hatten beschlossen, diese vier tage nicht zu hause verbringen zu wollen. erst wenige stunden vor jahreswechsel kehrten wir aus dem sonnigen und wunderschön verschneiten neuenburger jura zurück.
gut erholt und entspannt liess sich wunderbar essen und trinken, als ginge es danach in den winterschlaf...