heute morgen war am himmel eine partielle sonnenfinsternis zu sehen.
ich konnte dieses spektakel nicht geniessen. dies lag nicht daran, dass ich arbeiten musste (ich hatte nämlich in der znüni-pause gut gelegenheit, mir die zeit dafür zu nehmen) und auch nicht daran, dass das wetter nicht mitmachte (der himmel über bern war nur teilweise wolkig).
dass ich das spektakel nicht geniessen konnte, lag daran, dass ich vor einigen tagen lukas hartmanns roman "finsteres glück" gelesen habe, in dem die sonnenfinsternis eine zentrale rolle spielt.
was hat mich dieses buch bewegt! aufgeregt! frustriert!
mich über grosse schriftsteller und ihre (wahrscheinlich grossen) bücher zu beklagen, soll hier nicht zur gewohnheit werden. ich mag es wohl nicht, wenn mir in büchern zuviel gesagt und zu wenig zugetraut wird... gemischt mit konstrukten, die einen tick zu unnätürlich erscheinen, lassen sie in mir den wunsch aufkommen, solche bücher in den nächsten öffentlichen abfalleimer zu werfen.
wieso ich das buch trotzdem zu ende gelesen habe? es liess mich nicht los, hielt sich hartnäckig in meinen gedanken, wollte zu ende gelesen werden. und es ist zudem das ausgewählte buch für das nächste treffen unserer literaturfrauengruppe vom kommenden freitag.
heute mittag, die partielle sonnenfinsternis war bereits vorüber, erhielt ich eine sms einer literaturgruppefrau und kritischen vielleserin - sie ihrerseits ganz begeistert vom buch. ich schrieb entsetzt zurück!
dann nahm ich meinen kaffee und nahm mir einige augenblicke zeit, zum fenster hinaus in das graue wolkendach zu schauen und dem buch einige gedankenfäden zu widmen.
wann hat ein buch zum letzten mal so viel gekonnt? kinofilmmässige unterhaltung bieten, ambivalente gefühle hervorrufen und mich so stark einbeziehen, dass die figuren des buches mir ständig wieder begegnen - das war - beim weiteren betrachten der grauen wolken wurde dies immer deutlicher - ein unglaubliches buch!
versöhnt mit dem buch - obwohl mich gedanken daran weiterhin nervös bis wütend machen - freue ich mich nun auf den austausch in der frauenrunde am freitag!
p.s. soeben auf der homepage von lukas hartmann entedeckt: "Anna annA" - eines meiner liebsten lesebücher aus der kindheit! die existenz des buches hatte ich vollkommen vergessen - nun kommt mir gerade die ganze (kopier-)geschichte von anna in den sinn.
ihre bücher machen spass, herr hartmann!
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auf ein e-mail von mir antwortete lukas hartmann:
AntwortenLöschenGuten Abend, Frau Monnier,
ich danke Ihnen sehr, dass Sie sich die Mühe genommen haben, mir zu schreiben und Ihre ambivalenten Eindrücke zu "Finsteres Glück" in Ihrem Blog zu formulieren. Dass das Positive am Schluss nun doch überwiegt, freut mich natürlich.
In vielen Zuschriften erfahre ich immer wieder, dass die Figuren des Buchs sich festhaken, dass Elianes Verhalten heftig zu ärgern vermag, die Sonnenfinsternis irritiert, einiges allzu konstruiert und herbeigezwungen erscheint usw. Mir war von Anfang an klar, dass dieser Roman polarisieren wird. Ich hätte den Plot glätten, den Isenheimer Altar weglassen, die Figur der Erzählerin verharmlosen können - ich habe es sehr bewusst nicht getan und damit auch heftige Ablehnung in Kauf genommen.
Der Zusammenhang zwischen "Heil" und "Heilung" ist hoch emotional besetzt. Auch meine Darstellung dessen, was Psychotherapie
und Sozialpädagogik zu leisten vermogen und wo sie ihre Grenzen haben, provoziert kontroverse Reaktionen. "Finsteres Glück"
gab mir selbst die Möglichkeit, darüber nachzudenken.
Mit besten Grüssen
Lukas Hartmann
P.S. Anna und annA, nunmehr sechsundzwanzigjährig, lassen Sie grüssen!"
Anna annA, da wärde würklech chindheitserinnerige wach... Ha bim zügle grad ganz vieu chinderbüecher gfunge u derbi vieu erinnerige a d chindheit gweckt. we bi glägeheit mau wieder a d haudestrass chunsch, chöi mer de chli i de erinnerige schwelge... has nid übers härz brocht se furt ds gä. bis gli...
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